Jürgen Gangl über die Evolution der Digitalisierung in der Hotellerie

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Jürgen Gangl kann über 12 Jahre Erfahrung in der Luxushotellerie vorweisen. Hier war er in den verschiedensten leitenden Managementfunktionen tätig, u.a. in dem Schlosshotel Bühlerhöhe oder dem Kempinski Vier Jahreszeiten München. Ferner verfügt er über Erfahrungen als Pre-Opening-Manager, Regionaldirektor sowie Director of Operations für NH Hoteles, die bis hin zur Verantwortlichkeit von 32 Hotels reichen. Lesen Sie nun ein spannendes Interview zu Technologien, „die sich langfristig nicht in der Hotellerie durchsetzen werden“  oder auch der „Webseite als eigner Vertriebskanal“. Das Interview wurde von Christiane Beck, dem Industry Manager DACH, durchgeführt.

Frage – Apps, Webseiten, Keycards und noch viel mehr – Sie haben den technischen Wandel der Hotellerie die letzten 3 Jahrzehnte hautnah miterlebt. Was war die bedeutendste Veränderung?

Vor 15 Jahren war von Digitalisierung noch keine Rede – damit hatte sich bis dato niemand auseinander gesetzt. Das Internet wurde lange Zeit nicht als neuer gewinnbringender Vertriebskanal wahrgenommen. Die Margen waren früher natürlich auch deutlich höher.

Die „Keycard“ war eine wesentliche Veränderung, welche das Leben von Hoteliers mit großen Häusern besonders vereinfachte. Früher musste man auf hunderte von Schlüsseln achtgeben. Heute kann eine Keycard einfach neu bespielt werden.

Frage – Im Gegenzug zu der bedeutendsten Veränderung, gab es für Sie einen technischen Flop?

Für mich gibt es keinen konkreten technischen „Flop“. Es gibt jedoch einige Dinge, die sich langfristig nicht durchsetzen konnten oder durchsetzen werden. Ich zum Beispiel glaube nicht an die digitale Speisekarte. Hier war die Zeit einfach schneller als die Entwicklung des Kundenverhaltens. Die Ansprüche der Kunden ändern sich stetig.

Frage – Kommen wir in die Gegenwart. Großes Thema 2016/2017 sind die „Direktbuchungen“. Was sind die größten Herausforderungen für individuelle Hoteliers Direkt-Buchungen zu generieren?

Hier muss man zwischen dem Mittelstand-Hotel und dem Konzern-Hotel unterscheiden. Der Mittelstand hat die Digitalisierung komplett verschlafen. Die Hotelwebseiten sind veraltet – Buchungsmaschinen waren beziehungsweise sind nicht immer vorhanden oder schlecht umgesetzt. Die eigene Hotelwebseite ist nicht irgendein Werbekanal für das Hotel, sondern vielmehr das Aushängeschild Ihres Hauses. Die Webseite sollte als Vertriebskanal nicht unterschätzt werden.

Konzern-Hotels haben schon recht früh eine eigene Webseite gebaut, doch da war die Schwierigkeit konvertierenden Traffic auf die Seite zu ziehen. Schnell führte der Weg von der eigenen Webseite mit Direktbuchungen zu den OTAs und den Indirekten Buchungen.

Frage – Wie denken Sie, kann trivago Hoteliers helfen, im Online-Markt wettbewerbsfähiger zu werden?

Als Metasuche kann trivago dem Hotelier helfen, die Sichtbarkeit der eignen Webseite in der Ergebnisliste zu verstärken, um so konvertierenden Traffic zu erstellen.

Frage – Was ist für Sie das Top Thema 2017 in der Technik?

Für mich wird im neuen Jahr die Optimierung der „online Prozesse“ im Vordergrund stehen. Immer mehr Menschen suchen und buchen ein Hotel über das Smartphone. Momentan sind „digitaler Check in“ oder „digitale Bezahlung“ doch eher die Ausnahme. Darauf sollte der Focus für das nächste Jahr gelegt werden.

Frage – Sprechen wir von 2030. Welche technische Evolution würde Ihnen den Alltag als Hotelier revolutionieren (Roboter, digitales Hotelzimmer)?

Ich denke, dass der Gast sein Hotelzimmer immer mehr selber gestalten möchte – und das möglichst unkompliziert. Der Gast wird ganz einfach über sein Smartphone die Gardinen schließen können, das Licht anschalten oder auch die Temperatur verändern können. Apps werden viel multifunktionaler. Auch wird der Gast genau entscheiden können, welches Zimmer er in welchem Flur und mit welchem Bett buchen möchte.

Frage – Wie finden Sie Ihr ideales Hotel? Verwenden Sie eine Metasuche wie trivago, einen OTAs oder rufen Sie lieber direkt bei dem Hotel an?

Wie die meisten Hoteliers. Ich suche mit einer Metasuche nach einer geeigneten Unterkunft. Anschließend kontaktiere ich das Hotel direkt – von Hotelier zu Hotelier also. J

Wir danken Jürgen Gangl für seine Zeit und den interessanten Austausch.

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